Ich gebe zu, wie viele Einwohnerinnen und Einwohner aus den südlicheren Düsseldorfer Stadtteilen, den Golzheimer Friedhof bis 2006 gar nicht gekannt zu haben. Es war ein verstecktes Gartendenkmal, das bis heute weder in Stadtplänen von Düsseldorf verzeichnet ist, noch als Rheinbahn-Station ausgewiesen wird und auch für Autofahrer von den Hauptstraßen, wie der Fischer- und Kleverstraße und schon gar nicht von der Cecilienallee erkennbar ist.
So war es ein Zufall, diesem Kleinod begegnet zu sein. Mein Interesse galt der Malerei der Düsseldorfer Malerschule und so war ich 2004 Teilnehmer einer Museums-Führung mit dem Linken-Politiker Klaus Stein, der uns die Zeit der Bürgerlichen Revolution und ihre bedeutendsten Düsseldorfer Maler der Zeit um 1848 vorstellte, u.a. Hasenclever, Schroedter, Hübner, die sich damals kritisch zur offiziellen Kunst der Schadow-Schule und ihrem „rührseeligen Geist“ geäußert hatten und in den Tagen des Vormärz, einer die Zeit bewegenderen Thematik in ihren Bilderwelten zuwandten, der Welt der armen Leute.
Vom Museum ging unser Weg zu den Gräbern einiger dieser Maler und als Kommunalpolitiker war ich besonders beeindruckt von Hasenclevers Bild „Arbeiter vor dem Magistrat“ (1848/49), dem die Forderungen der Arbeitslosen an den Düsseldorfer Stadtrat am 9.Okt.1848 als Ereignis zugrundeliegt. Ich entschloss mich spontan für eine Grab-Patenschaft des vom Bildhauer Meinardus geschaffenen Grabmals, auf dieser 1897 dann geschlossenen Begräbnisstätte. Da ahnte ich noch nicht, dass meine neue Verbindung zum Golzheimer Friedhof mich einige Jahre später in einen entschiedenen politischen Kampf für seinen Erhalt hineinziehen würde: ... durch die Planung in der Victoria Versicherung (mit Unterstützung des damaligen Oberbürgermeisters Joachim Erwin), dieses Arial durch ihre Bauten in seiner Geschichte erneut massiv zu bedrängen und zu ihrem Hinterhof zu machen.
So gehörte ich zu den frühesten Vertretern einer sich bildenden Bürgerinitiative und dann zu den drei Vertretungsberechtigten des Bürgerentscheids vom 17. Februar 2008 und bin bis heute Vorsitzender des Vereins „Der Golzheimer Friedhof soll leben e.V.“, der sich vorgenommen hat, dass dieser über Düsseldorf hinaus bedeutende Friedhof des 19. Jahrhunderts im Bewusstsein der Bevölkerung nie wieder in Vergessenheit gerät und sobald als möglich sichtbar ins Stadtbild zurückgeholt wird.
Dieter Sawalies